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Frühgeschichte und Antike
Um 850 bis 600 v. Chr. befand sich das Reich von Urartu im Gebiet Armeniens. Etwa 518 v. Chr. wurde Armenien in das Perserreich der Achaimeniden eingegliedert, welches wiederum Alexander der Große (334 - 323 v. Chr.) eroberte.
188 v. Chr., nach der Niederlage des größten Diadochenstaates, des Seleukidenreiches, gegen die Römer in der Schlacht von Magnesia erlangte die Dynastie der Artaxiden die Macht. Sie etablierte Großarmenien als unabhängiges Königreich. Um 95 bis 55 v. Chr. erreichte die Macht des Artaxiadenstaates ihren Höhepunkt. Tigranes der Große ließ sich zum König der Könige ausrufen. Sein Bündnis mit Mithridates von Pontos brachte ihn in Konflikt mit den Römern, deren Oberhoheit er letztendlich anerkennen musste.
Den in Mesopotamien und dem Iran herrschenden Parthern gelang es Vertreter des eigenen Herrscherhauses, der Arsakiden (Arschakuni), auf den Thron zu setzen. Das Römische Reich erkannte dies 66 n. Chr. an.
Zwischen 252 und 297 gelang es den Sassaniden, Großarmenien unter ihren Einfluss zu bringen. Erst nachdem Diokletian die Sassaniden 297 (oder 298) besiegte, mussten diese die Oberhoheit aufgeben. Trdat III. aus dem Haus der Arsakiden bestieg den Thron und erklärte 301 n. Chr. das Christentum zur Staatsreligion. Armenien wurde so der erste christliche Staat der Welt.
387 teilten Rom und das persische Reich der Sassaniden das großarmenische Königreich untereinander auf. In dieser Zeit entwickelten die Armenier eine hochstehende christliche Kultur, Literatur und Baukunst – vor allem nach der Schaffung eines eigenen Alphabets durch Mesrop Maschtoz im Jahr 406.
Als die Sassaniden unter Yazdegerd II. versuchten, die zoroastrische Staatsreligion in Armenien einzuführen, kam es 451 zu einem Aufstand der Armenier. Es folgte ein langer Guerillakrieg, der schließlich mit der Anerkennung des Christentums 484 durch die Sassaniden endete.
Im 6. Jhd. wurde Armenien zu einem der Hauptkampfgebiete zwischen dem Byzantinischen Reich und den Sassaniden. Von 591 bis etwa 640 gelang es den Byzantinern, den Großteil von Großarmenien unter ihre Kontrolle zu bringen. Allerdings führte die Besetzung zu Aufständen des armenischen Adels. Die Oberhoheit über das Gebiet wechselte später mehrfach zwischen Byzanz und dem Kalifat.
Mittelalter
Bis 700 gelang es den arabischen Stämmen eine dauerhafte Herrschaft im Land zu errichten. Aufstände des armenischen Adels schlugen sie nieder. Innerhalb des Adels kam es in dieser Zeit zu einem Wechsel der führenden Familie: Die Bagratiden (Bagratuni) übernahmen sie von den Mamikonean und konnten ihre Herrschaft auf Teile Georgiens ausdehnen.
Aschot I. gelangt es in der Schwächephase des Kalifats 885/886, wieder ein armenisches Königreich zu errichten, das sowohl der Kalif als auch der byzantinische Kaiser anerkannten. Aschot II. (915 – 928) brachte die Freiheitskämpfe zu einem vorläufig erfolgreichen Abschluss.
In der zweiten Hälfte des 11. Jhd. ging das Reich durch unglückliche Kriege und innere Zwistigkeiten zugrunde. Byzanz ließ den letzten Herrscher ermorden. In der Folge gründeten armenische Flüchtlinge 1080 in Kilikien ein unabhängiges Fürstentum von Kleinarmenien unter den Rubeniden. Diese verbündeten sich mit den Kreuzfahrern gegen Byzantiner und Türken. 1342 fiel das Königreich an die katholischen Lusignans von Zypern, kam aber bald darauf an die ägyptischen Mamluken und darauf zum osmanischen Reich.
Osmanische Provinz Armenistan
Nach der Eroberung durch die Osmanen wurde das armenische (großteils christliche) Sprachgebiet als Provinz Armenistan (türkisch Ermenistan = Armenien) zusammengefasst und genoss eine gewisse Autonomie. Das am dichtesten besiedelte Kerngebiet lag im Dreieck Erzurum - Eriwan - Vansee (siehe nebenstehende Karte). Im heutigen politischen Sprachgebrauch der Türkei wird der Begriff „Armenistan“ allerdings vermieden, um nicht an den Völkermord an den Armeniern um 1895 und 1914/15 zu erinnern.
Als das osmanische Reich ab etwa 1800 zunehmend verfiel, geriet Armenien unter den Einfluss der kulturell und religiös näherstehenden Großmacht Russland. Zunächst kam der östliche Teil Armeniens als Folge des siebenten Russisch-Türkischen Krieges (1828 bis 1829) unter die Oberhoheit des Russischen Reiches. Nach dem neunten Russisch-Türkischen Krieg (1877 bis 1878 im Kontext der Balkankrise musste das Osmanische Reich im Frieden von San Stefano weitere Teile Ostarmeniens und die Provinzen Kars und Ardahan an Russland abtreten.
Nach dem endgültigen Zerfall der osmanischen Türkei sollte Armenien im Friedensvertrag von Sèvres (1920 zwischen Sultan und Entente) die Selbständigkeit erhalten, was aber durch neue politische Bewegungen (v.a. Atatürk) und andere Spannungen nicht zustande kam. Heute ist Armenistan in mehrere Provinzen in der modernen Türkei aufgeteilt.
Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart
Am 24. April 1915 veranlasste die 1908 an die Macht gekommene und – im Gegensatz zur multikulturellen Politik des Osmanischen Reiches - nationalistisch orientierte jungtürkische Bewegung um Talaat Pascha die Verhaftung und Deportation armenischer Intellektueller in Istanbul und leitet damit den Völkermord an den Armeniern ein.
Von 1918 bis 1920 existierte die unabhängige Demokratische Republik Armenien, die sich der Entente gegen die Mittelmächte anschloss. Der Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920, einer der Pariser Vorortverträge, die den Ersten Weltkrieg beendeten, sah die Unabhängigkeit Armeniens vor. Der Vertrag trat nie in Kraft, da ihn nicht alle Vertragsstaaten ratifizierten. Infolge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919 - 1922) wurde der Vertrag von Sèvres im Vertrag von Lausanne zugunsten der Türkei revidiert. 1920 teilten die Türkei und Sowjetrussland Armenien unter sich auf und fixierten dies im Vertrag von Kars vom 23. Oktober 1921. Nach Gründung der UdSSR 1922 wurde Ostarmenien ein Teil der Transkaukasischen Sozialistischen Föderalen Sowjetrepublik.
1936 wurde Ostarmenien eine formal eigenständige Unionsrepublik der Sowjetunion, die Armenische Sozialistische Sowjetrepublik. Sie entwickelte sich zu einem wichtigen Standort der chemischen Industrie, der Schuhindustrie und der Informatik. Viele elektronische Bauteile für die sowjetische Raumfahrt und auch Roboter wurden hier entwickelt. In der Sowjetunion war die Armenische SSR unter anderem wegen des warmen Klimas ein beliebtes Reiseziel.
Die Armenische SSR war seit dem Ende der achtziger Jahre neben der Estnischen SSR, der Lettischen SSR und der Litauischen SSR ein Zentrum der separatistischen Bewegungen innerhalb der UdSSR. Zu dieser Zeit flammte auch der Konflikt um Bergkarabach, ein mehrheitlich armenisches besiedeltes Gebiet innerhalb der Aserbaidschanischen SSR, wieder auf.
Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden der Armenischen SSR, das den Wert 6,8 auf der Richterskala erreichte. Viele Gebäude, insbesondere Schulen und Krankenhäuser, hielten dem Erdbeben nicht Stand und 25.000 Menschen starben. Hinzu kamen die winterlichen Temperaturen und die äußerst mangelhafte Vorbereitung der Behörden. Die Regierung ließ ausländische Helfer ins Land. Dies war der erste Fall, in dem die Sowjetunion ausländische Hilfe in größerem Ausmaß annahm. Die damals entstandenen schweren Schäden an der Infrastruktur hemmen die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region bis heute (2006).
Im August 1991 benannte sich die Armenische SSR in Anlehnung an die erste Republik in Republik Armenien um. Nach der Unabhängigkeitserklärung am 21. September 1991 entstand das heutige Armenien. Der westliche, weitaus größte Teil des historischen Siedlungsgebietes der Armenier blieb unter türkischer Herrschaft.
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